Nils Meerkamp – Studienrat und Stipendienbeauftragter am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Hamm

Inwieweit spielen Stipendien an Ihrer Schule eine Rolle? Warum halten Sie das Thema für wichtig?

Das Thema Stipendien interessiert die Schülerinnen und Schüler am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium sehr – schließlich spricht die große Bandbreite an Angeboten Interessierte mit unterschiedlichsten Voraussetzungen an. Ganz gleich, ob es etwa um Schüler-, Studien- oder Reisestipendien geht, Stipendien ermöglichen es Schülerinnen und Schüler, ihr eigenes Potenzial auszuschöpfen, eigene Stärken kennenzulernen und auszubauen und eröffnen ihnen Chancen und Möglichkeiten, die sie sonst oft nicht hätten.

Wie haben Sie die Vorschlags- und Empfehlungskultur systematisiert? (z.B. feste Ansprechperson, in Konferenzen etc.)

Um ein Bewusstsein und Interesse für das Thema Stipendien zu wecken, nutzt unsere Schule verschiedene Wege. Beispielsweise werden Kolleginnen und Kollegen von unserer Beauftragten für Begabtenförderung in regelmäßigen Abständen aufgefordert, geeignete Schülerinnen und Schüler für Talentförderprogramme vorzuschlagen. Darüber hinaus informiere ich die Schülerinnen und Schüler der Qualifikationsphase in Stufenversammlungen zu den Möglichkeiten, die insbesondere Studienstipendien bieten, sowie zu den erforderlichen Voraussetzungen. Es hat sich gerade im Hinblick auf die jeweiligen Voraussetzungen bewährt, hier viele Beispiele für bedeutsame biographische Besonderheiten oder Formen des gesellschaftlichen oder politischen Engagements anzubringen. So erkennen Interessierte relevante Aspekte und eigene Stärken viel eher. 
Künftig haben Schülerinnen und Schüler darüber hinaus etwa auch die Möglichkeit, sich an einer entsprechenden Pinnwand über aktuelle Ausschreibungen und Angebote zu informieren und zu erfahren, wer ihnen bei Interesse beratend zur Seite steht. Ein entsprechender Tagesordnungspunkt auf Beurteilungskonferenzen könnte die bestehenden Angebote zusätzlich ergänzen.

Wie gehen Sie diesbezüglich bei Ihrem Vorschlagsrecht für die Studienstiftung des deutschen Volkes an Ihrer Schule vor?

Das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium nutzt sein Vorschlagsrecht für die Studienstiftung des deutschen Volkes regelmäßig, da es uns ein großes Anliegen ist, auf besonders engagierte und leistungsfähige Schülerinnen und Schülern unserer Schule aufmerksam zu machen. Bei der Auswahl arbeiten die Oberstufenleitung und die jeweiligen Stufenleiter eng zusammen und informieren sich gründlich bei weiteren Ansprechpartnern, um auf dieser Grundlage fundierte Entscheidungen treffen zu können. Uns kommt es besonders darauf an, die jeweilige Biographie der Schülerinnen und Schüler zu berücksichtigen, um das Erreichte und das Engagement vor diesem Hintergrund angemessen einschätzen zu können.

Wie finden Sie potenzielle KandidatInnen? Worauf achten Sie? Wie sprechen Sie diese an?

Zum einen wecken wir mit einem festen Informationsangebot das eigenständige Interesse der SchülerInnen und darüber hinaus werden potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten auch vom Kollegium angesprochen und auf entsprechende Angebote und Ansprechpartner aufmerksam gemacht.
Interessierte Schülerinnen und Schüler füllen dann in einem ersten Schritt einen umfangreichen Fragebogen aus, durch den erkennbar wird, inwiefern die potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten den Anforderungen des jeweiligen Förderers entsprechen könnten. Zu diesem Zweck beschränken sich die Fragen nicht auf schulische Aspekte, sondern berücksichtigen etwa auch verschiedene Formen außerschulischen Engagements oder biographische Besonderheiten. Auch hier stellen Beispiele und die Möglichkeit zu Rückfragen erfahrungsgemäß eine wichtige Hilfestellung für Interessierte dar. Individuelle Rücksprachen und intensive Beratungen stellen weitere wichtige Schritte auf dem Weg zu einer möglichst aussichtsreichen Bewerbung auf ein Stipendium dar.

Wie sind die Reaktionen Ihrer SchülerInnen, wenn Sie ihnen die Idee vorschlagen, mit einem Stipendium gefördert zu werden?

Die Reaktionen der Schülerinnen und Schüler sind fast immer sehr positiv und häufig auch überrascht. Zumeist ist es für die Angesprochenen eine besondere Art der Anerkennung für ihre Leistungen und ihr Engagement, dass man gerade ihnen diese Art der Förderung vorschlägt. Manchmal schwingt aber auch etwas Sorge mit, Ansprüchen möglicherweise nicht gerecht werden zu können – diese erweist sich bei der Klärung von Rückfragen oder Besprechungen meist aber als unbegründet.

Wie gehen Sie mit Fehlschlägen um?

Meiner Meinung nach ist es besonders wichtig, Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, nicht aufzugeben, wenn sie eine Absage erhalten – und es bei einem anderen Förderer oder zu einem anderen Zeitpunkt erneut zu versuchen! Oft hilft es ein Stück weit, den Bewerberinnen und Bewerbern vor Augen zu führen, dass sich eine Vielzahl besonders geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten beworben hat und es sich bei einer Absage üblicherweise nicht um eine Entscheidung gegen die abgelehnten Bewerberinnen und Bewerber auf Grund eines Mangels handelt, sondern eher noch geeignetere Kandidatinnen und Kandidaten im jeweiligen Verfahren waren. 

Welchen Tipp können Sie Schulen geben, die dieses Thema voranbringen wollen?

Es mag zwar zusätzliche Arbeit bedeuten, sich in das Thema einzuarbeiten – aber es lohnt sich! Auf Grund der Vielzahl an Fördermöglichkeiten finden sich unabhängig von der Schulform und den jeweiligen Rahmenbedingungen zumeist passende Förderprogramme, die Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten eröffnen, die sich ihnen sonst oft nicht bieten würden. Besonders der Austausch mit anderen Schulen und StipendienKultur Ruhr können dabei helfen, Orientierung zu finden, Kenntnisse auf- und auszubauen und beispielsweise von dem Austausch von Erfahrungen, Vorgehensweisen und bewährter Materialien zu profitieren. 
Auch bei Einzelfragen lohnt es sich übrigens durchaus, sich bei StipendienKultur Ruhr zu melden!

Welches Angebot der StipendienKultur Ruhr haben Sie bereits genutzt? Was hat es Ihrer Schule gebracht?

StipendienKultur Ruhr bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten für Schülerinnen und Schüler sowie auch für Lehrkräfte, die sich mit dem Thema Stipendien auseinandersetzen. 
Interessierte Schülerinnen und Schüler finden hier nicht nur einen aussagekräftigen Überblick über Fördermöglichkeiten, sondern profitieren auch von Veranstaltungen wie Vorbereitungsworkshops zu Auswahlgesprächen verschiedener Förderwerke.
Lehrkräfte haben etwa im Rahmen von Fortbildungen oder Netzwerkveranstaltungen die Möglichkeit, sich grundlegendes Wissen zum Thema Stipendien anzueignen oder vorhandenes Wissen zu vertiefen und zu ergänzen. Persönlich habe ich insbesondere von dem Austausch mit anderen in dem Bereich engagierten Lehrkräften profitiert, aus dem etwa auch ein Materialaustausch sowie ein Austausch über besonders tragfähige Vorgehensweisen erwachsen sind.