Katharina Kühling und Ulrike Salzburger vom Berufskolleg im Bildungspark der Stadt Essen

Inwieweit spielen Stipendien an Ihrer Schule eine Rolle? Warum halten Sie das Thema für wichtig?

Mit dem Auf- und Ausbau des beruflichen Gymnasiums am Berufskolleg im Bildungspark der Stadt Essen (kurz: BiB) kam das Thema Studienstipendien in den Blick, nicht zuletzt durch das Vorschlagsrecht für die Studienstiftung des deutschen Volkes.
Seit dem Jahr 2019 haben wir unsere Empfehlungskultur mit RuhrTalente um Schülerstipendien erweitert.
Das BiB setzt sich für die Etablierung einer Stipendienkultur ein, die alle Anlagen umfasst. Damit möchten wir einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit leisten und Bildungswege unserer SchülerInnen positiv durch Stipendien beeinflussen.

Wie haben Sie die Vorschlags- und Empfehlungskultur systematisiert?

Als Stipendienbeauftragte sind wir feste Ansprechpartnerinnen für SchülerInnen und das Kollegium.
Die SchülerInnen des beruflichen Gymnasiums werden von den Stipendienbeauftragten in der Jahrgangsstufe 11, 12, und 13 über die Möglichkeiten, sich für ein Schüler- und/oder ein Studienstipendium zu bewerben, informiert. Die Bedeutung von ehrenamtlichem Engagement neben den schulischen Leistungen wird betont, um mögliche Ziele und Erfolgswege aufzuzeigen sowie Motivation zu wecken.
Auf Bildungsgangkonferenzen wird auf Förderungsmöglichkeiten hingewiesen und auf Quartalskonferenzen bzw. Zeugniskonferenzen werden Empfehlungen für einzelne SchülerInnen ausgesprochen, die von den Klassenleitungen weiter geprüft werden.
Die Homepage des BiBs zeigt Stipendienmöglichkeiten und AnsprechpartnerInnen auf.

Wie finden Sie potenzielle KandidatInnen?  Worauf achten Sie? Wie sprechen Sie diese an?

Unsere potentiellen KandidatInnen haben nicht nur gute schulische Leistungen, sondern zeichnen sich durch Engagement aus. Im Vordergrund steht die Persönlichkeit. 
Uns ist es wichtig, dass die SchülerInnen persönlich durch eine vertraute Person angesprochen werden (z.B. Klassen- oder FachlehrerIn), die das Potential sieht.

Wie sind die Reaktionen Ihrer SchülerInnen, wenn Sie ihnen die Idee vorschlagen, mit einem Stipendium gefördert zu werden?

In der Regel sind die SchülerInnen überrascht, da der Gedanke, evtl. förderungsfähig zu sein, völlig neu für sie ist und sie benötigen Bedenkzeit. Sie freuen sich auf jeden Fall sehr über die persönliche Ansprache und erleben sie als Auszeichnung und Wertschätzung.

Wie gehen Sie dabei vor, jemanden aktiv zu begleiten? Wie gehen Sie mit Fehlschlägen um?

Falls sich SchülerInnen für eine Bewerbung entscheiden, werden sie in der Regel von der Klassenleitung unterstützt. Die Stipendienbeauftragten unterstützen durch konkrete Informationen zum Bewerbungsverfahren, zur Anfertigung von Gutachten, der Korrektur des Motivationsschreibens etc..
Diese Form der Beratung und Förderung einzelner SchülerInnen erleben wir Lehrkräfte als bereichernd, weil wir durch den persönlichen Austausch über die Lebensgeschichte des Einzelnen mehr erfahren und die SchülerInnen unser Interesse an ihrer Bewerbung wertschätzen. Dieser Kontakt wird auch bei einer erfolgreichen Bewerbung fortgesetzt und wir versuchen, unsere Stipendiaten zu vernetzen und sie auch als „BotschafterInnen“ für nachfolgende Jahrgänge einzubinden.
Dass eine Stipendienbewerbung nicht automatisch zum Erfolg führt, wird bei jeder Bewerbung thematisiert. Wir vermitteln, dass Bewerbungen ein wichtiges Übungsfeld darstellen, auch wenn das gewünschte Ziel nicht erreicht wird. Die Wertschätzung der begleitenden Lehrkraft bleibt und möglicherweise lassen sich auch Alternativen aufzeigen.

Was hat sich an Ihrer Schule verändert, seit das Thema präsenter geworden ist?

Die Etablierung einer Stipendienkultur schärft den Blick für die Stärken unserer Schülerschaft und macht uns als Schulgemeinde selbstbewusster. Wir können uns mit unseren StipendiatInnen freuen und stolz auf die Erfolge unserer SchülerInnen sein.

Welchen Tipp können Sie Schulen geben, die dieses Thema voranbringen wollen?

Fangen Sie an. Sichern Sie sich die Unterstützung Ihrer Schulleitung. Schaffen Sie sich Strukturen und machen Sie Ihre Arbeit und Ihre Erfolge transparent.

Welches Angebot der StipendienKultur haben Sie bereits genutzt? Was hat es Ihrer Schule gebracht?

Wir haben an verschiedenen Fortbildungen zur Etablierung und Vernetzung einer Stipendienkultur teilgenommen:
•    Netzwerkveranstaltung
•    Basis-Fortbildung Stipendien 
•    Aufbau Fortbildung Stipendien 
Zudem nutzen wir Mailkontakte, in denen Fragen zu Stiftungen und Termine zu Vorbereitungsseminare für StipendienbewerberInnen beantwortet wurden. Die Angebote und Unterstützung haben uns sicherer in unserer Vorgehensweise gemacht und viele Informationen geliefert.