JAMIE - Vom Berufskolleg zur Bewerbung um einen Stipendienplatz

Wie bist du auf das Thema Stipendien aufmerksam geworden?

Meine ehemalige Religionslehrerin an meinem BK ist Stipendienbeauftragte und ist schon in der 12. Jahrgangsstufe durch die zwei Klassen gegangen und hat uns alle über die Möglichkeit, mit einem Stipendium gefördert zu werden, informiert. Ich fand das zwar interessant, hab aber fälschlicherweise gedacht, dass der finanzielle Hintergrund dafür relevant ist und habe mich dann nicht weiter damit auseinandergesetzt. Zum Glück ist meine Lehrerin dann in der 13. Klasse noch einmal auf mich direkt zugekommen und hat gefragt, ob ich nicht doch Interesse hätte. Ich habe mich dann selbst informiert, was es gibt und was für mich infrage käme und so nahm das Ganze seinen Lauf. 

Warum glaubst du, hat deine Lehrerin gerade dich noch einmal angesprochen und wie war das für dich?

Ich denke, das hat sie zunächst einmal von meinen schulischen Leistungen abhängig gemacht. Außerdem war ich Klassensprecherin und immer, auch bei fachlichen Fragen, ansprechbar für meine MitschülerInnen. Wahrscheinlich ist ihr auch aufgefallen, dass ich immer sehr organisiert und gut vorbereitet war. 
 Als sie mich angesprochen hat, habe ich mich natürlich in erster Linie geehrt gefühlt und gleichzeitig war es auch ein bisschen komisch, weil da plötzlich gefühlt so viel Aufmerksamkeit auf mir lag. Insgesamt bin ich ihr sehr dankbar, dass sie einfach drangeblieben ist und immer wieder nachgehakt hat, denn sonst hätte ich mich vermutlich nicht mehr mit dem Thema auseinandergesetzt. 

Wie ist es dann weitergegangen?

Zunächst einmal habe ich mich im Internet darüber informiert, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt. Da ich katholisch bin, Religion im Abi hatte sowie auch Interesse daran, mich über Religion auszutauschen und mich mit religiösen Texten auch kritisch auseinanderzusetzen, fiel mir direkt das Cusanuswerk ins Auge. Generell sind mir christliche Werte wichtig und somit kam dann auch noch die Konrad-Adenauer-Stiftung hinzu. Meine Schule hat mich später außerdem für die Studienstiftung des deutschen Volkes vorgeschlagen. Ich habe mir dann die Bewerbungsfristen rausgesucht und dann erst einmal abgewartet. 
Da dann die Vorbereitung aufs Abitur anstand, habe ich die Bewerbung wieder etwas aus dem Blick verloren. Auch hier kam meine Lehrerin glücklicherweise wieder auf mich zu und hat mich erinnert. Ich habe mich dann um die Unterlagen gekümmert und sie hat alles korrekturgelesen und Empfehlungsschreiben bzw. Gutachten für mich verfasst. 

Was hast du gedacht, als du das Empfehlungsschreiben deiner Lehrerin gelesen hast?

Auch das war zunächst total komisch. Ich denke es ist generell erst einmal komisch, so etwas über sich zu lesen aber es ist natürlich auch total schön. Es geht dabei ja nicht nur um die Leistungen in einem bestimmten Fach sondern auch um den Charakter, der beleuchtet wird. Das Drumherum und der Mensch an sich sind im Fokus und das gibt einem schon ein gutes Gefühl zu lesen, wie man von außen gesehen wird. Die Dinge, die darin über mich geschrieben wurden, sind mir tatsächlich auch wichtig und es war trotzdem überraschend, dass das von anderen auch genauso wahrgenommen wird.

Was hat dir im gesamten Bewerbungsprozess am meisten geholfen?

Im Prinzip hat meine Lehrerin mich die ganze Zeit unterstützt. Da ich das Thema Stipendien schon gar nicht mehr auf dem Schirm und eigentlich abgehakt hatte, war in jedem Fall die größte Hilfe, dass sie mich noch einmal und dann immer wieder angesprochen und daran erinnert hat. Außerdem hatte sie ja selbst genug zu tun und musste Abiturprüfungen korrigieren. Trotzdem hat sie noch die Zeit gefunden, für mich Empfehlungsschreiben zu formulieren und meine Unterlagen zu lesen. Das weiß ich sehr zu schätzen und bin dafür auch wirklich dankbar. Das war für mich menschlich noch einmal eine tolle Erfahrung zu sehen, dass sie nicht nur Lehrerin ist, sondern mich auch noch neben dem Unterricht unterstützt hat. 

Und was erwartest du von einem Stipendium?

Vor allem erhoffe ich mir einen guten Austausch mit anderen StipendiatInnen auch über meinen Fachbereich hinaus. Ich denke, dass das die Diskussionsfähigkeit in jedem Fall schult. Außerdem finde ich die Seminarprogramme der Stiftungen sehr spannend, da ich dadurch mein Wissen erweitern kann. Gerade im Studium denke ich, dass es wichtig ist, dass man sich zu verschiedenen Themen auch kritisch äußern und auch auf andere Meinungen eingehen kann. Außerdem freue ich mich schon sehr auf mein Auslandssemester, was durch eine Stiftung ja auch noch mal gesondert gefördert wird. 

Was passiert, wenn es nicht klappt?

Ich sehe ein Stipendium als eine Art Bonus an. Das Bewerbungsverfahren an sich ist schon eine Erfahrung, die mich weiterbringt. Ich weiß jetzt, wie ich einen ausformulierten Lebenslauf verfasse und habe Auswahlgespräche mitgemacht. Nichts ist umsonst und alles ist für irgendetwas gut. Daher bin ich froh, dass ich das Alles für mich mitnehmen kann. 

Was würdest du anderen an Stipendien Interessierten und auch Schulen gern mitgeben?

Ich würde andere motivieren es auf jeden Fall zu versuchen, da es eine gute Möglichkeit ist Erfahrungen zu sammeln, wie man sich bewirbt und auch um zu merken, wie man selbst auf andere wirkt. Stipendien sind auch zudem eine gute Möglichkeit sich weiter zu entwickeln und sich auszutauschen. Ist man einmal im Bewerbungsprozess, sollten LehrerInnen sowie andere Anlaufstellen, die bei Fragen und Anliegen ein offenes Ohr haben, sowie weitere Unterstützungsmöglichkeiten in jedem Fall genutzt werden. 
Es sollte außerdem an jeder Schule Ansprechpartner geben, die BewerberInnen begleiten und motivieren. Ich würde mir wünschen, dass Schulen sich grundsätzlich mehr mit dem Thema Stipendien auseinandersetzen, damit SchülerInnen überhaupt davon erfahren und wissen, welche Möglichkeiten es gibt und wie sie genutzt werden können.